New Mexico 10 <<<

 

Ole meint, er werde mir seinen Freund in den nächsten Tagen vorstellen.

„Wenn er gut drauf ist, lässt er uns in sein Zelt. Wenn nicht, jagt er uns mit vorgehaltenem Gewehr zum Teufel.“

„Er wohnt in einem Zelt?“

„Ganz genau, in einem alten, zusammengeflickten Armeezelt, ich weiss nicht aus welcher Epoche. Es kommt mir vor wie ein Überbleibsel aus dem Bürgerkrieg.“

„Tönt gut – doch hoffe ich, seine Knarre ist nicht geladen – falls er dann nicht so gut drauf sein wird, wie du sagst!“

„Oh, es wird schon ok sein“, erwidert Ole in seiner üblichen Gelassenheit. Diese Gelassenheit, welche Susan, seine Ex, vor Jahren zur Weissglut trieb:

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Als wir in der Dämmerung samt dem kleinen Jack aus einem Indianerreservat der Navajos zurückfuhren und niemand genau wusste, wo wir uns befanden. Ole, am Steuer, gab immer wieder sein „Oh, es wird schon ok sein“ von sich, wenn Susan ihm vorwurfsvoll unter die Nase rieb, dass er sich verfahren habe. Sie war auf dem Rücksitz mit Windeln wechseln beschäftigt und wurde immer ungeduldiger, da der Highway Richtung Albuquerque ihrer Meinung nach schon längst überfällig war. Plötzlich warf sie ihm in ihrer Wut eine sehr  aromatisch duftende volle Windel knapp an der Rübe vorbei an die Windschutzscheibe. Glücklicherweise waren diese Windeln bereits damals von sehr guter Qualität, auf jeden Fall zerplatzte sie nicht. Und keine Minute später tauchten hinter dem nächsten Hügel, wie heimwärts strebende Glühwürmchen, die dutzenden Lichter der Autoscheinwerfer auf der Autobahn auf.

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